Neue Potenzmittel

Seit einigen Jahren ist Viagra auf dem Markt und eroberte im Handstreich die Schlafzimmer dieser Welt. Alle vier Sekunden schluckt ein Mann "das kleine blaue Wunder". Über zehn Millionen haben die Pille bereits getestet. Jetzt kommt eine neue Generation von Potenzmitteln auf den Markt.
Zahlen die nicht überraschen. Immerhin leidet die Hälfte aller Männer in den Industriestaaten gelegentlich unter Erektionsstörungen, jeder Achte ist völlig ausgebremst.
Wenn der Penis trotz bester Absichten in den entscheidenden Momenten seinen Dienst versagt, liegt das an einem hochkomplizierten System. Die Zündung des Penis-Motors erfolgt vom Gehirn aus. Genauer gesagt vom limbischen System. Das ist eine Region im Gehirn, in der alle anregenden und hemmenden Einflüsse auf die verschiedenen Sexualfunktionen gesammelt, verarbeitet und dann zum Rückenmark und schließlich in den Penis geleitet werden. Wenn der Befehl zur Erektion nicht beim Penis ankommt, liegt es meist an den Schwellkörpern, die sich nicht entspannen können und damit den Blutstrom verhindern.

Viagra löst dieses Problem an Ort und Stelle. Der Einsatz der Potenzpille ist aber nicht ohne Risiko, wie zahlreiche Zwischenfälle gezeigt haben. Nun kommt eine neue Generation von Potenzmitteln auf den Markt. Sie soll weniger Nebenwirkungen haben und gezielter wirken.
Vardenafil:
Der neu entdeckte Schlüssel zur männlichen Lust heißt Phosphodiesterase 5, kurz PDE 5 genannt. Das Enzym ist in Vardenafil enthalten und regelt in den Schwellkörpern des Penis den Gefäßwiderstand. Wird das Erektions-Enzym gehemmt, kann Blut einfließen, es kommt zu einer Erektion. Der Viagra-Wirkstoff Sildenafil war der erste PDE-5-Blocker. Er blockiert in höheren Dosen aber auch Unterenzyme, so dass es zu unerwünschten Nebenwirkungen wie gestörtes Farbsehen und Hitzewallungen kommen kann. Die neuen Präparate wirken gezielter. Die Erfolgsquote soll bei 80 Prozent liegen.
Alpostradil:
Dieses Mittel enthält den Wirkstoff Prostaglandin E1. Bislang nur in Spritzenform erhältlich, wurde es direkt in den Penis gesetzt. Es entspannt die Schwellkörper und fördert damit die Erektion. Für alle Männer mit Spritzenangst kommt dieser Wirkstoff nun auch als Salbe auf den Markt, mit dem Penis und Eichel eingerieben werden müssen. Alpostradil ist vor allem bei Männern geeignet, die unter verengten Gefäßen und geschädigten Erektionsnerven leiden. In China ist das Mittel seit zwei Monaten auf dem Markt. In Deutschland dürfte es noch in diesem Jahr so weit sein.

Phentolamin:
Das Medikament vermindert die Spannung der Penisgefäße durch seine Wirkung auf den Kalzium-Haushalt der glatten Muskelzellen und erleichtert so den Blutfluss. Es ist vor allem für Männer geeignet, deren Impotenz körperliche Ursachen hat. In Pillenform erhältlich wird diese direkt unter die Zunge gelegt und führt nach etwa 20 Minuten zu einer Erektion. Mit einer Zulassung ist in den nächsten zwölf Monaten zu rechnen.

Losartan:
Dieses Präparat sorgt vor allem bei Bluthochdruckpatienten für eine Erektion. Die Wirkung ist vermutlich darauf zurückführen, dass sich die durch den Bluthochdruck veränderten Gefäße wieder dem Normalzustand nähern.
Apomorphin SL:
Das Präparat ist, man glaubt es kaum, in Deutschland bereits als Brechmittel bei Vergiftungen zugelassen. Es wirkt direkt auf das Erregungszentrum im Gehirn, den Hypothalamus, und macht es sensibler für den Botenstoff Dopamin. Folge: Das Nervensystem entspannt sich, wirkt direkt auf den Penis, so dass Blut einströmen kann. Das Präparat wird nur in einer niedrigen Dosierung angeboten, um die Nebenwirkung (Übelkeit) so gering wie möglich zu halten. Seit Mitte Juni ist es in Deutschland erhältlich.

Foto: Injektionspen für Apomorphin