Perfekt, sinnlich

Sex, Sex, Sex - im Fernsehen, beim Shoppen, im Internet, auf Schritt und Tritt - immer abrufbar. Nichts hat unser sexuelles Erleben so beeinflusst wie die Medienlandschaft. In den letzten zwanzig Jahren hat sich in unserem sexuellen Erleben viel verändert. Doch die medialen Scheinwelten entsprechen nicht der Realität - im Gegenteil: In den deutschen Betten läuft immer weniger.
Sex in den Medien
Ein eher karges reelles Sexualleben steht einer wilden symbolischen Welt der Medien gegenüber.

Viele Menschen kommen damit nicht zurecht. Immer mehr Männer und Frauen suchen deshalb Hilfe bei der Sexualberatung. Der Grund ist zumeist die Lustlosigkeit. Es gilt also, die eigenen Bedürfnisse wieder zu entdecken und ernst zu nehmen. Doch die Flut der Bilder und Sinneseindrücke hat auch mit vielen Vorurteilen aufgeräumt und bewirkt, dass wir mit Sexualität viel gelassener umgehen als noch vor wenigen Jahren. Mehr Offenheit im Umgang mit der Sexualität - eine Entwicklung, die nicht mehr aufzuhalten ist. Inzwischen trauen sich auch Sexshops raus aus den anonymen Bahnhofsvierteln, rein in die Top-Lagen der Citys.

Anonymität ist immer noch erwünscht. Doch heute sind immer mehr Frauen und Pärchen in den Sexshops unterwegs. Allein herumstreunende Männer werden immer seltener. Was vor kurzem noch für Aufregung sorgte, ist heute längst gesellschaftlich akzeptiert. Doch die tägliche Konfrontation durch Idealbilder in den Medien kann auch überfordern: In den Sexualberatungsstellen suchen im Vergleich zu den 70er Jahren fünfmal mehr Frauen und dreimal mehr Männer Hilfe. Der Grund auch hier: Lustlosigkeit.

Eine Polarisierung unserer Gesellschaft scheint unausweichlich. Die einen werden mit der Flut von Reizen umgehen können, andere verlieren durch die Sinnes-Flut der Medien langsam die Fähigkeit, reale Beziehungen aufzubauen und zu führen. Die Kontaktanzeigen regionaler Szene-Magazine sprechen da eine deutliche Sprache. Beziehungen werden heute vor allem wegen Vertrauen und Geborgenheit geschätzt; in deutschen Betten passiert immer weniger.