Jahreszeiten

Menschen fühlen Jahreszeiten mehr, als ihnen bewusst ist
Flirten im Frühling - schlafen im Winter. Psychologen beobachten, dass sich Verhalten und Erleben von Menschen in jeder Jahreszeit widerspiegelt. Frühlingsgefühle seien nur das bekannteste Beispiel.
„Die Menschen sind viel „jahreszeitenfühliger“, als ihnen bewusst ist“, so die Kölner Psychologin und Psychotherapeutin Gerhild von Müller. Während die erwachende Natur wie bei Frühlingsbeginn an diesem Sonntag dem Wunsch vieler Menschen nach Aktivität entspreche, so trauten sie sich oft nicht, im Herbst und Winter ihre „Höhlenzeit“ zu nehmen.

„Die Menschen sind beruhigt, wenn ich ihnen sage, dass es in Ordnung ist, sich im Winter mal zurückzuziehen, sagt von Müller. Immer aktiv sein, das gehe nicht. Ein weiterer Beleg für die Jahreszeitenabhängigkeit sei, dass Therapien häufig in der dunklen Saison beginnen.

Im Frühjahr sei die „Jahreszeitfühligkeit“ am deutlichsten zu spüren. Das gelte auch für Männer und Frauen in Therapie: „Die Menschen kommen ganz anders durch die Tür.“ Grundsätzlich werde im Frühling eher gelächelt, geflirtet und von gutem Sex in schöner Umgebung geträumt. „Kulturell ist der Frühling sehr positiv besetzt - er schließt sich einer langen Durststrecke an.“

Obwohl sich die meisten Menschen auf das Frühjahr freuten und positive Gefühle entwickelten, gebe es auch diejenigen mit einer depressiven Grundhaltung. „Die ewigen Schwarzmaler beklagen etwa, dass ihnen die plötzliche Wärme Kreislaufprobleme bereite“, beschreibt von Müller. Sie ließen damit das „wunderbare Erleben“ des Frühlings gar nicht zu. Es könne jedoch nicht schaden, alle Menschen aufzufordern, einmal den Kopf in die Frühlingsluft zu stecken.