Mythos Hausmann

Ein Mann mit Wischmopp und Eimer bewaffnet. Und er lächelt noch dazu, voller Vorfreude auf die Hausarbeit. Vergessen Sie's. Alles Illusion. Es ist immer noch die Frau, die putzt. Ganz egal, welcher sozialen Schicht sie angehört, ob sie selber voll berufstätig ist oder Kinder hat.
Putzmuffel Mann

Der Mann schaut aus sicherer Entfernung zu, oder noch besser, macht sich gleich aus dem Staub, den die Gattin gerade aufsaugt. Fragt sie ihn, ob er vielleicht nicht mal eben das Geschirr abwaschen könnte, muss er mal kurz aufs Klo, wohin er bewaffnet mit einem Comic verschwindet. Er taucht erst wieder auf, wenn ihm die Einräumgeräusche aus der Küche signalisieren, dass der Abwasch erledigt wurde - von seiner Frau versteht sich.

Psychologen und Soziologen aus Bochum und Lüneburg konnten durch Interviews in Hunderten von deutschen Lebensgemeinschaften belegen, dass der bügelnde, abwaschende, aufwischende, saugende Mann ein Phantom ist. Innerhalb der eigenen vier Wände herrschen immer noch rituell patriarchalische Strukturen. Der Geschlechterkampf findet heute weniger in der Firma als im trauten Heim statt. Putzen gehört zu den niedrigen Tätigkeiten und wird deshalb von der Frau übernommen.

Nun kennen Sie sicher den einen oder anderen Fall in Ihrer Bekanntschaft, wo alles ganz anders ist. Das Paar beteuert, dass es sich die Hausarbeit aufgeteilt habe. Beide scheinen ganz glücklich und zufrieden. Doch schaut man einmal hinter die Kulissen, sieht es doch nicht so rosig aus, bestätigt das Forscher-Team Cornelia Koppetsch und Günter Burkart. Er prahlt mit dem Aufräumen des Dachbodens und dem Wischen eines Regals in schwindelnder Höhe, während sie die lästigen Dauerarbeiten verrichten darf. Vor allem unangenehme Tätigkeiten, wie Toilette putzen, entfallen fast immer auf die Frau. Der Unterschied liegt in der Selbstdarstellung des Mannes. Seine gelegentlichen Reinigungseinsätze hebt er als Großeinsatz hervor. Die Frau erwähnt diese Routinearbeiten nicht weiter.
Beeinflussen Frauen die männliche Hilfsbereitschaft?

Dies alles schmerzt die Frauen umso mehr. Haben sie sich doch als Teenager geschworen, niemals so zu enden wie ihre Mütter. Die Frau ist allerdings nicht ganz schuldlos an der Misere. Durch ihre etwas anders geartete Erziehung verfügt sie über ein größeres "Verhaltenskapital" im Haushalt als der Mann. Dieser muss seine Haushaltskompetenz erst erwerben. Und genau hier stellen sich die Frauen oft quer. Es kann halt mal passieren, dass der frisch gebackene Hausmann anfänglich die teuren roten Pumps versehentlich mit schwarzer Schuhcreme übertüncht. Oder die feine Porzellankanne - seit Generationen in der Familie - beim Abtrocknen aus seinen Händen gleitet. Solche kleinen Fehlschläge sollten die Frauen mit Fassung tragen und ihr Goldstück immer wieder ermutigen auf dem richtigen Wege zu sein. Doch was tut die ungeduldige Frau, die sich das Fiasko nicht länger mit ansehen mag? Sie bezeichnet ihren Mann als ungeschickten Trottel und putzt fortan wieder alleine.
Also was tun?

Der gut gemeinte Ratschlag, dass die Frauen einfach mal alles liegen lassen sollen, bis der Mann sich selber nicht mehr wohlfühlt, hilft leider auch nicht weiter. Männer und Frauen haben nämlich unterschiedlich hohe Ekelschwellen. Viele Dinge scheinen Männer gar nicht wahrzunehmen. Wollmäuse unter dem Sofa, schwarze Ränder in der weißen Badewanne, ein wachsender, immer übler riechender Müllberg stört sie nicht weiter. Irgendwann reißt der weibliche Geduldsfaden und sie greift wieder völlig frustriert zum Putzlappen.

Was ist die eigentliche Ursache dieses Dilemmas? Es ist unsere Sozialisation. Von frühester Jugend an wird uns das Rollenspiel vorgemacht, von Eltern, Lehrern und den Medien. Noch immer wirbt die Frau für das Geschirrspülmittel, früher als Hausmutti, heute als Karrierefrau.

Gibt es eine Möglichkeit die Situation zu ändern? Abgesehen davon, dass man eine Putzfrau engagieren könnte, die sich aber nicht jeder leisten kann, weiß die Psychologin Elke Rohmann auch keinen Rat. Feste Putzpläne und ständiges Ermahnen helfen nicht weiter. Männer haben einfach die besseren Nerven. Ein vom Hausfrauenbund organisierter "Haushaltsführerschein-Kurs" als Weihnachtsgeschenk? Vermutlich reine Geldverschwendung. Die einzige Möglichkeit sieht die Psychologin in der Politik der kleinen Schritte. Lassen Sie Ihren Mann die Dinge im Haushalt verrichten, die er gelegentlich gerne tut und kritisieren Sie ihn nicht dabei. Wer weiß, vielleicht wird das Abwaschen dann noch zu seinem Hobby.